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Die Technologielandschaft modernisieren: eine wirtschaftliche Notwendigkeit

Dies ist der erste Teil, einer zweiteiligen Serie die sich mit der Modernisierung von Anwendungen befasst. Den zweiten Teil findest du hier.

Viele IT-Führungskräfte werden nervös, weil sie bemerken, dass sie ins Hintertreffen geraten. Sie werden von Wettbewerbern überholt, die ihre IT-abhängigen Geschäftsabläufe bereits umgewandelt haben und dadurch zu digitalen Unternehmen geworden sind. Diese transformierten Unternehmen sind wahre Kraftpakete, die ihre Umsatzziele übertreffen und weiterhin wachsen.

Diese Unternehmen genießen noch weitere Vorteile: Sie schließen mehr IT-Projekte pünktlich oder früher als geplant ab, sprengen seltener das Budget und haben insgesamt geringere IT-Ausgaben. Digitale Unternehmen mit hoch entwickelten DevOps-Abläufen sind außerdem 24-mal wahrscheinlicher in der Lage, ihre Sicherheitsprozesse zu automatisieren. Damit sind die Unternehmen besser gesichert und gehen das Thema Sicherheit proaktiv an.
 
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, mit welchen Schritten und Techniken Unternehmen ihre Anwendungen transformieren und modernisieren können, was sie dabei erwartet und welche Auswirkungen das hat.

Die „transformierte Elite“ hat weder Sonderrechte noch Exklusivzugang zu digitaler Technologie, marktgerechtem Verhalten oder Kundeninformationen. Ihre Geheimnisse liegen nicht im Branding oder Marketing, sondern in ausgewählten Innovationen und Merkmalen, die gezielt ermittelt und aufgebaut wurden.

Die „2-Pizza-Teams“ bei Amazon sind über das Unternehmen hinaus bekannt. Die Regel, die besagt, dass ein Team zu groß ist, wenn man es nicht mit zwei Pizzas satt bekommt, bildet einen wichtigen Teil der Strategie zur Zusammenarbeit. Noch wichtiger ist aber die Leistungsfähigkeit, die das Unternehmen durch diese Teams erhält: Jeff Bezos hat einmal gesagt, dass sich der Erfolg von Amazon proportional zur Anzahl der Experimente verhält, die das Unternehmen in seinem Geschäftsbetrieb Stunde für Stunde und Tag für Tag durchführen kann.

Amazon ist auch deswegen so erfolgreich, weil ihm keine Legacy-Systeme im Weg stehen. Zwar war es anderen Unternehmen möglich, mit diesen Altsystemen bis heute im Wettbewerb zu bestehen, in Zukunft werden sie aber keine Hilfe sein. Legacy-Bestand reduziert den Gewinn, frisst das Betriebsbudget und lähmt die Innovationsfähigkeit – Innovationszyklen werden in Monaten oder gar in Jahren gemessen. Außerdem beeinträchtigt der Altbestand die Transformationsfähigkeit: Digitale Dinosaurier kommen im Wettbewerb um technische Talente nicht gut an. 

Die Modernisierung von Anwendungen ist ausschlaggebend, um den Wandel zu vollziehen, Innovationen in der Kundenbindung oder im Supply Chain Management umzusetzen und automatisierte und flexible Abläufe zu ermöglichen. Und damit das Unternehmen Daten nutzen kann, um zukünftiges Wachstum zu fördern.

Was macht die „transformierte Elite“ aus? Sie versteht es, innovative Technologien zu nutzen und fest mit ihren Geschäftsabläufen zu verknüpfen. Überall ist das zu beobachten. Unternehmen wie Ocado nutzen Machine Learning, um die Bearbeitung eingehender E-Mails zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Der Reifenhersteller Michelin hat einen Speditionsservice mit IoT-Sensoren eingeführt.

Bei unserer Untersuchung der transformierten Elite haben wir festgestellt, dass all diese Unternehmen gemeinsame Merkmale aufweisen. Diese digitalen Geschäftsmerkmale sind unerlässlich, um neue digitale Einnahmen zu erzielen, Talente zu gewinnen und zu binden, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und besser in neuen Kanälen und Märkten agieren zu können.

Wesentliche digitale Geschäftsmerkmale der transformierten Elite:
  1. Kunden im Mittelpunkt —Fähigkeit, positive und dauerhafte Kundenerlebnisse über mehrere Kanäle zu schaffen.  
  2. Orientierung an Geschäftsergebnissen—Ausrichtung der Investitionen auf klare Geschäftsergebnisse. Suche nach neuen Einnahmequellen, Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen.
  3. Schnelle Reaktion auf Veränderungen im Geschäftsumfeld—Fähigkeit, die Richtung zu ändern und im Tempo des Marktes zu reagieren; jederzeit innovative und schnelle Reaktion auf Geschäftsveränderungen. Arbeit in kleineren Etappen, mit schnelleren Rückmeldungen und Entscheidungen.
  4. Testen und Lernen—Experimentierende Denkweise und reibungslose Mechanismen zur Auführung. Wissensbasierte und datengestützte Entscheidungen. Vor großen Investitionen im Bereich Transformation zunächst Wissensaufbau durch Testen und Lernen.
  5. Technologie als Kernkompetenz— Erkenntnis, dass Technologie ein strategisch wichtiger, ungerechter Wettbewerbsvorteil ist. Verständnis des Unternehmensnutzens von Technologie („Technologie als Chefsache“)
  6. Strategische Nutzung von Daten als Teil der Geschäftsstrategie—Datengestützte Entscheidungsfindung, Produkt- und Kundeninteraktionen („Daten sind Chefsache“ und „Daten an der Basis“). Daten, die Entscheidungen auf allen Ebenen in Echtzeit beeinflussen.

In jeder Branche ist in der Regel das Unternehmen führend, das bei all diesen Merkmalen brilliert.  

Natürlich sind Veränderungen immer schwer. Zunächst muss klar sein, was mit einer modernen Technologielandschaft erreicht werden kann. Die Vision allein garantiert aber noch keinen Erfolg – das zeigt auch John Kotters Acht-Phasen-Plan für Change Management. Jede Modernisierungsmaßnahme muss beim aktuellen Stand ansetzen. Es ist ein Prozess erforderlich, der die herrschenden Kräfte berücksichtigt, organisatorische Veränderungen nutzt und die Technologie in den Mittelpunkt des Unternehmens stellt. Dieser Prozess lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Abbildung 1: Vierstufiger Änderungsprozess
  1. Bewerten
Bewerten Sie Ihre aktuellen Geschäftsanforderungen, -ergebnisse und -prozesse, und stellen Sie eine Verbindung zu der Technologie und Architektur her, die Sie im Moment haben. Finden Sie heraus, welche Anforderungen ein neues Geschäft an Sie stellt und welche Prozesse und Verfahren Sie umsetzen müssen, um die gewünschten unfairen Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Ermitteln Sie Kundenbedürfnisse und Standards, anhand derer alle Entscheidungen bewertet werden. Hiermit wird festgelegt, wo Sie aktuell stehen und wohin es gehen soll.
  1. Zuordnen
Bilden Sie ab, welche Technologie Sie benötigen, um von der aktuellen Phase in die gewünschte Zielphase zu gelangen, um unfaire Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Verwenden Sie modernes Softwarerisikomanagement, Bewertungsmethoden und -werkzeuge, um grundlegend zu begreifen, welche Risiken durch die getroffenen Entscheidungen entstehen oder beeinflusst werden. Treffen Sie bewusste Entscheidungen, um die Widerstandsfähigkeit, Verfügbarkeit, Sicherheit, Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern, und entwickeln Sie ein realistisches Risikoprofil, damit die Ressourcen sich auch tatsächlich auf das Richtige konzentrieren. Stellen Sie sicher, dass das Unternehmen in seinem Ziel- und Zukunftsmarkt für seine wachsende Kundenbasis erfolgreich ist.
  1. Aufbauen
Verwenden Sie spezifische technische Muster, die für Ihre Legacy-Architektur relevant sind. Übernehmen Sie den Plattformgedanken und eine API-Systemarchitektur, gegebenenfalls auch Microservices, sowie eine evolutionäre Architekturstrategie, um Ihre Unternehmensarchitektur zukunftsfähig zu machen. Lassen Sie die Erkenntnisse und das Wissen aus Liefer- und Verifikationstests einfließen, um die Leistung anhand der wichtigsten Ergebnisse und Ziele zu bestätigen. Passen Sie das Risikoprofil an, um den Aufwand zu priorisieren, den der Aufbau mit sich bringt.
  1. Evaluieren
Bewerten Sie die Fortschritte bei der Entwicklung Ihrer wesentlichen digitalen Geschäftsmerkmale. Messen Sie, ob Sie Ihr operatives Risikoprofil beeinflussen oder verbessern, ermitteln Sie charakteristische Störfaktoren, die zum Risiko beitragen, und priorisieren Sie kontinuierlich die nächsthöheren Risiken, die minimiert werden sollen. Nutzen Sie Ihre KPI, damit Ihre digitalen Einnahmen und andere digitale Geschäftsziele erreicht werden.

Modernisierung von Anwendungen in der Praxis

Diese Art von prozessgesteuertem Wandel hilft Unternehmen dabei, sich für den Wettbewerb in der schnelllebigen digitalen Welt zu wappnen. Der britische Ticketverkäufer Trainline beispielsweise ist ein Paradebeispiel für eine äußerst erfolgreiche Umsetzung dieses Prozesses. Aufgrund hoher Kosten und einer Legacy-Plattform, die nicht skalierbar war, hatte das Unternehmen Schwierigkeiten, die Anforderungen von Kunden und Aufsichtsbehörden zu erfüllen.

Mit Thoughtworks' agilem Ansatz, Automatisierung und Continuous Delivery in der gesamten Technologieorganisation konnte Trainline seine Plattform modernisieren und skalieren. Das Ergebnis: Trainline konnte die Entwicklung auf durchschnittlich 10 Releases pro Tag steigern. Die durchschnittliche Time-to-Market von Anwendungen verkürzte sich von fünf Monaten auf sechs bis 12 Wochen. Es automatisiertes Testing implementiert, wordurch sich die Testzeiten auf die Hälfte der gesamten Entwicklungszeit reduzierten. Schließlich hat sich auch das Programm zur Modernisierung von Anwendungen ausgezahlt: Die Buchungsumsätze stiegen um 80%.

Das größte Logistikunternehmen Chinas wurde beinahe vom eigenen Erfolg überrollt. Die Flotte umfasst 65 000 Transporter in 250 Städten – ein äußerst komplexes Unternehmen also. War es möglich, mehr Waren noch schneller zu befördern? Das Unternehmen bejahte diese Frage und begann mit der Integration von 18 separaten Systemen für nationale und internationale Kunden. Durch das Projekt konnten 130 000 Kurierfahrer Entscheidungen in Echtzeit treffen. Der Datenverkehr erhöhte sich um 200% und damit stiegen auch die digitalen Einnahmen.

Fazit

Das wirschafltiche Argument für die Modernisierung von Anwendungen liegt auf der Hand: Durch Modernisierung übertreffen transformierte Unternehmen ihre Umsatzziele. Allerdings muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Modernisierung von Anwendungen ein schwieriges Unterfangen sein kann: Wir alle wissen, dass der Wechsel in die Cloud wichtig ist, doch wie sollen wir uns zwischen öffentlichen, privaten und hybriden Clouds entscheiden? Daten sind wichtig, aber sollte man eine Data Pipelines oder einen Data Lakes aufbauen oder einfach das bestehende Data Warehouse auf Vordermann bringen? Sicherheit und das Vertrauen der Verbraucher sind entscheidend, aber ist ein privates Rechenzentrum überhaupt sicherer als Cloud-Hosting, hinter dem einer der drei großen Cloud-Anbieter steht?

Im nächsten Artikel dieser Serie, wollen wir diese technischen Aspekte genauer betrachten und zeigen, wie die eigene Technologielandschaft erfolgreich verbessert werden kann.

Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Aussagen und Meinungen sind die der Autor:innen und spiegeln nicht zwingend die Position von Thoughtworks wider.

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